Terra Serpentes
Terraristik ist mehr als nur ein Hobby

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Hier will ich euch in unregelmäßigen Abständen, kleine Minibeiträge, schreiben über alle möglichen Themen rund um unsere Tiere und die Terraristik.


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01.08.2022

Die Erfindung der Art Boa Imperator

Da dass alte und leidige Thema "Boa Imperator" immer wieder aufkommt, hier mal ein paar Fakten. Vorweg, Imperatoren haben KEINEN eigene Artstatus, auch wenn dass gerne immer wieder so behauptet wird.
Die Behauptung geht auf Reynold 2014 zurück der anhand von ein paar Tieren den Unterartstatus von Sigmaboas untersuchen wollte, die in einem militärischen Sperrgebiet vorkommen. Mangels der Möglichkeit von Feldforschung wurden verschiedene Stichproben gesammelt (darunter auch Tiere aus Privathand und Zoos, die mutmaßlich von der Insel kommen sollten, da es sich dabei nicht um Wildfänge handelt ist bereits hier der wissenschaftliche Gehalt mehr als fraglich - Messfehler). Heute wird "Wissenschaft" ja gerne zu Hause vom Computer betrieben (vor allem da Feldforschung teuer ist und kaum betrieben wird - für uninteressante Arten wie Boa Constrictor schon gar nicht), daher bediente sich Reynolds für die Untersuchung der näheren Verwandtschaftsgrade einer Methode die phylogenetische Artbestimmung genannt wird (vereinfacht wird ein kleiner Teil der DNA untersucht, aber nicht alles, dass ist zu aufwendig). Ein Verfahren das zur näheren Untersuchung der Verwandtschaftsgrade von Viren genutzt wird, die sich morphologisch nicht unterscheiden lassen (die sehen einfach alle gleich aus, so dass man nicht erkennen kann, wie sie miteinander verwandt sind), also niedere Lebewesen, die erheblich einfacher gebaut sind, als höhere Lebewesen (auch mit der Konsequenz, dass die DNA erheblich länger ist, vereinfacht gesagt). D.h. die Methode eignet sich kaum für höhere Lebewesen (methodischer Fehler). Auch war der Umfang der Stichproben (unter 20 Stück, da fängt das Gesetz der großen Zahlen zu weinen an) so gering, dass man praktisch keine statistisch relevanten Aussagen daraus ableiten kann (Verzerrungsfehler). Eine valide Stichprobe bräuchte einen Umfang von mindestens 1000 bis 3000 Stichproben (besser deutlich mehr). Ein weiteres Problem ist die Bezugsgröße. Wenn man eine Probe untersuchen will, braucht man eine Vergleichsgröße, d.h. es müsste bereits zu allen Boa Constrictor (ja, Art ist ein sehr großer Begriff), Feldstudien und Stichproben geben, mit einer genormten Methode und es müsste sichergestellt sein, dass ähnliche Bedingungen vorherrschen. Davon sind wir meilenweit entfernt. Es gibt gerade in Südamerika noch immer Gebiete wo Boa Constrictor vorkommen, die unerforscht sind. Es gibt also faktisch keinen Vergleichswert (systematischer Fehler). Ein weiteres Problem ist, dass dies dem Linneschen Artsystem vollkommen widersprechen würde (jeder Hybrid wäre dann eine eigene Art, also selbst Tiere die es in der Natur gar nicht gibt).
Daher wird selbst diese Artbestimmungsmethode von den meisten Wissenschaftlern nicht anerkannt (zumindest außerhalb der Virologie).
Auch die Naturschutzbehörden erkennen "Boa Imperator" nicht an, weder in Europa noch in USA (die wissenschaftliche Mangelhaftigkeit ist offenkundig). Es ist und bleibt eine Unterart von Boa Constrictor, also Boa constrictor Imperator.
Man kann jedoch annehmen, dass sich BCI über lang oder kurz in mehrere Unterarten gruppiert wird. Die Vermutung äußerte der äußerst felderfahrene Klaus Bonny schon 2007.



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