Terra Serpentes
Terraristik ist mehr als nur ein Hobby

Sachkunde vs. Nachweis

Die Haltung von Tieren wird in §2 Tierschutzgesetz klar geregelt. Ein Halter der eine bestimmte Art Pflegen bzw. Halten möchte, hat sich bezüglich der Haltung dieser Art, sachkundig zu machen um eine artgerechte Haltung zu ermöglichen. Wie diese genau aussehen muss ist nicht näher beschrieben. 

In der Regel gilt in Deutschland das Prinzip der Eigenverantwortlichkeit, d.h. jeder Halter muss sich selbst informieren, das Abnehmen einer Prüfung die die Sachkundigkeit bestätigt ist in der Regel zu Zeit und Kostenintensiv. Es fehlt an Personal und Kontrollinstanzen und ist nebenbei bemerkt auch ein starker Einschnitt in die Souveränität und Freiheit der Bürgerrechte. Davon abgesehen ist dies auch nicht notwendig, weil schlechte Tierhaltung in Deutschland eine Ausnahme bleibt, trotz Horrormeldungen in populistischen Medien, die ein Sommerloch zu stopfen haben und im Internet zunehmend eine ernsthafte Konkurrenz sehen (reißerische Titel bringen eben die meisten Quoten, spiegeln aber nicht die tatsächliche Situation wieder). Ferner bleibt zu sagen, dass nicht artgerechte Tierhaltung bereits verboten ist und was will man mehr machen als es zu verbieten? 

Sachkundenachweis

Ein erfolgreich abgelegter Sachkunde Nachweis ist noch lange keine Garantie für eine erfolgreiche und Sachkundige Tierhaltung. Das geht schon aus der Tatsache hervor, dass die Haltung jeder einzelnen Art ein unendlich großes und sehr spezielles Themengebiet ist. Allein bei den Schlangen gibt es ca. 3600 Arten und hunderte von Fachbüchern im deutschsprachigen Raum, nicht selten sogar ein halbes Dutzend Bücher nur für eine Art. Man kann sich die unendliche Menge an Informationen vorstellen, die Sachkundenachweis erschöpfend wiedergeben kann, ja nicht mal ein studierter Veterinär oder Biologe, der sich viele Jahre in seinem Studium mit solchen Themen auseinander setzt, kann all dies erfassen und jedes Detail kennen. Die erfolgreiche Haltung von Exoten und Reptilien ist eben ein extrem großes Feld. 

Der Sachkundenachweis ist dabei eher wie eine Art Führerschein zu verstehen. Man hat einmal das wichtigste gelernt, muss jetzt aber mit einem umfassenden Selbststudium vor Anschaffung der Tiere beginnen und sich in sein Spezialgebiet einarbeiten. Dieses Wissen muss man auch auf dem Laufenden halten und die Fähigkeiten entwickeln, die dazu nötig sind, auch ungewohnte Situationen angemessen zu reagieren.

All dass erfordert aber mehr als ein Sachkundenachweis abprüfen kann und auch nach einer erfolgreichen Sachkunde gibt es keine Garantie, dass sich die Menschen auch immer an die Regeln halten. Wer dass nicht glauben mag, dem empfehle ich einige längere Autofahren, durch die Innenstädte und auf den Autobahnen, dann wird schnell klar was ich meine.

Man kann sich nebenbei auch zu recht fragen, warum für die erfolgreiche Haltung von Katzen und Hamstern keine Sachkunde gefordert wird (nicht mal der Gedanke wird diskutiert, so bei der Reptilienhaltung sofort eine Sachkunde als nötig erachtet wird - obwohl die meisten Tierschutzvergehen eindeutig auf Seiten der klassischen Haustiere stattfinden).

Zusammenfassend kann man sagen, dass es für eine gute und erfolgreiche Exoten und Reptilienhaltung vor allem eine bestimmte Einstellung braucht und auch die Bereitschaft ständig dazuzulernen, abzuwägen und sich mit viel Feingefühl für einen weg zu entscheiden der einem gewissenhaft erscheint. Dies minimiert Fehler und macht die Haltung von Reptilien und Exoten zu genau dem Erfolgsmodell, dass die seit Jahrzehnten ist.