Terra Serpentes
Terraristik ist mehr als nur ein Hobby

Blog

Hier will ich euch in unregelmäßigen Abständen, kleine Minibeiträge, schreiben über alle möglichen Themen rund um unsere Tiere und die Terraristik.


Terra-Blog


Zurück zur Übersicht

06.03.2022

Wir tun immer so, als wüssten wir schon alles, doch das stimmt nicht

Wenn man sich eine Weile in der Reptilien-Szene bewegt, wird man über lang oder kurz feststellen, dass viel spekuliert wird, aber es doch im Kern wenig gesichertes Wissen gibt. Manche Erkenntnisse überraschen da den Laien, nicht aber den erfahrenen Terrarianer, z.B. ist bei Felsen- und Tigerpythons Brutpflege nachgewiesen und dass zumindest Tigerpythons eine gewisse Beziehung zu ihrem Pfleger aufbauen. Den Insidern ist längst klar, dass jede Schlange charakterlich anders ist und die Tiere durchaus mit uns Menschen interagieren können. Doch das meiste ist uns noch völlig unbekannt und vieles Spekulation,
auch wenn wir immer so tun (oder tun müssen), als wüssten wir schon alles und als könnte man eigentlich nicht mehr viel dazu lernen, frei nach dem Motto, "wenn die Zucht und Aufzucht irgendwie funktioniert, dann muss ich ja schon alles wissen, was es zu wissen gibt".
Bleiben wir mal bei den Boas (da kenne ich mich etwas aus ;-) ). Warum gelingt die Zucht in manchen Jahren und in anderen nicht? Und dass oft in erstaunlicher Übereinstimmung mit anderen Züchtern? Warum kann eine Paarung gelingen, aber die Weibchen bilden zurück und es kommt zu keiner Befruchtung? Gibt es nun Spermaspeicherung oder doch Parthenogenese? Was ist der eigentliche Auslöser für die erfolgreiche Stimulation zur Zucht? Die Absenkung der Temperatur, Luftdruckschwankungen, Trocken- und Regenzeiten oder gar die Stimulation der Männchen durch Aftersporne? Oder das richtige Männchen beim richtigen Weibchen? Warum Gibt es Paare wo Jahrzehnte keine Zuchtbemühungen funktionieren und viele Männchen eingesetzt werden müssen und andere 1.1 Gruppen funktionieren jedes Jahr zuverlässig wie ein Uhrwerk?
Warum sind manche Linien schwächlicher und anfällig und andere kräftig, auch wenn es sich bei beiden um F1 von Wildfängen handelt? Warum würgen manche Tiere Futter aus und andere nicht? Ist es jetzt Fell, oder Temperatur oder doch eine Frage ob die Tiere genug Platz haben um sich auch zu bewegen? Auch bei Krankheiten wie IBD wissen wir eigentlich nichts (auch wenn immer anders getan wird) - nach 20 Jahren praktisch der selbe Wissensstand und noch immer gibt es keine gesicherten Diagnose-Methoden. Ist es jetzt vielleicht doch kein Arena-Virus, sondern hängt vielleicht doch mit exzessivem Umgang mit Giftstoffen zusammen, wie etwa hochgiftigen Milbenmitteln? Was wissen wir wirklich und ich meine damit gesichert? Um ehrlich zu sein, erstaunlich wenig. Das was wir wissen, wissen wir aus unseren Erfahrungen durch einfaches "fail and repeat", also scheitern und wiederholen. Terraristik wie wir sie in den letzten 60 Jahren betrieben haben, funktioniert vor allem nach Gefühl und wir haben einige Erfolge zu verzeichnen, aber wir sind unendlich weit weg davon alles wirklich zu verstehen, auch wenn wir gerne so tun, als wüssten wir schon alles.



Zurück zur Übersicht